Schnell über Schlamm, Matsch und Dreck
Haller Kreisblatt v. 09.10.2017
„Das waren ja wohl die schwierigsten Bedingungen, die es gibt“, sagte ein Läufer nach der Zieleinkunft an der Remise – und schien dennoch glücklich zu sein. Denn wie er hatten auch die meisten anderen Teilnehmer am Samstag dem miesen Wetter ein einmaliges Laufabenteuer abgetrotzt – mit einigen Tücken.
Der Regen hatte Teile der Strecke aufgeweicht. Außerdem gab es kräftezehrende Steigungen, rutschiges Gefälle und Baumwurzeln. Einige Läufer nannten die Laufstrecke „sehr anspruchsvoll“ und „glitschig“. Ein Schnellgeher mit Stöcken fand sie sogar „gefährlich“.
Bei Dr. Hermann Mußgnug klang das anders: „Man muss halt aufpassen“, sagte der 79-jährige ehemalige Chefchirurg des Haller Krankenhauses nach seinem erfolgreichen Fünfkilometerlauf. Ihm und den meisten anderen hatte die Strapaze durchs Gelände offensichtlich viel Freude gemacht – dank auch einer sehr guten Organisation.
Der Hauptlauf über zehn Kilometer startete pünktlich um 13 Uhr. Er führte die Läufer vom Kirchplatz über die Apothekerstraße hinauf in den Teuto. Dort endete der asphaltierte Streckenteil. Es ging weiter über Schlamm, Matsch, Dreck sowie knackige An- und Abstiege.
Besonders ein Abschnitt mit steilem Gefälle zwang wohl die meisten Aktiven zur Vorsicht. Selbst der spätere Sieger Dirk Strothmann vom LC Solbad Ravensberg, der allen Konkurrenten früh enteilte und in 39:17 Minuten einen Start- und Zielsieg feierte, war hier laut eigener Aussage nur auf Sturzvermeidung bedacht: „Ich bin da in der zweiten Runde viel langsamer gelaufen“, sagte er im Ziel.
Keine Probleme hatte Strothmann mit dem steilen Anstieg der Treppe, die die Haller bildhaft als »Himmelsleiter« bezeichnen. Sie erklomm der spätere Sieger leichten Schrittes. Zu dem Zeitpunkt hatte er seine ärgsten Konkurrenten längst abgeschüttelt.
Wenig Probleme mit der Strecke hatte der Drittplatzierte Carl-Philipp Mußgnug vom TSVE Bielefeld. Er nutzte seinen Heimvorteil, denn der Deutsch-Doktorand ist kaum 100 Meter entfernt von der Zielankunft aufgewachsen. „Ich kenne hier alle Wege und Pfade“, sagte er. In genau 40 Minuten und rund zwanzig Meter hinter dem Zweitplatzierten Ingo Assmann vom SC Melle überquerte er die Ziellinie.
Noch nie fand eine Siegerehrung in der Kirche statt
Bei den Frauen dominierte eine Jugendliche: Die erst 16-jährige Genet Eshetu aus Äthiopien siegte mit großem Vorsprung und hübschem Lächeln vor der Zweitplatzierten Siemke Lüdorff vom LC Solbad und der Lokalmatadorin Ingeborg Vogt vom RC Teuto. Letztere lief Hand in Hand mit Christian Stephan ins Ziel.
Der Regen hatte übrigens auch sein Gutes: Wohl noch nie fand eine Siegerehrung im Altarraum einer Kirche statt. Moderator Henning Tonn war allein deswegen begeistert: „Vielleicht findet die Veranstaltung ja jetzt jedes Jahr statt.“