Vater und Sohn träumen von Hawaii
Borgholzhausen (pik). Was für Fußballer das Maracana-Stadion von Rio de Janeiro ist und für Tennisspieler Wimbledon, das ist für Triathleten Hawaii: eine mythenumrankte, fast heilige Stätte, ein Sehnsuchtsort.
„Man muss da einfach mal hin und das abhaken“, sagt Holger Steuer. Für den 49-Jährigen vom LC Solbad Ravensberg würde sich mit einem Start bei der Ironman-WM auf der Inselkette im Pazifik ein Lebenstraum erfüllen. Genauso für seinen Sohn Amadeus Hegenbarth. An diesem Samstag starten beide bei einem Qualifikationswettkampf in Cervia in Italien.
Der Weg nach Hawaii ist äußerst beschwerlich. Nicht nur, weil die Langdistanz mit 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und dem abschließenden Marathonlauf selbst austrainierte Athleten an körperliche und psychische Grenzen bringen kann. Sondern auch, weil die 1850 Startplätze für die jährlich im Oktober ausgetragene Weltmeisterschaft von Athleten aus aller Welt heiß begehrt und deshalb hart umkämpft sind.
Gut gefüllt sind bei Qualifikationsrennen insbesondere die Felder in den Altersklassen M 35 bis M 45. So rechnet sich Steuer für seinen 14. Ironman am Samstag denn auch nicht sonderlich viel aus. Probleme mit der Achillessehne hinderten den Kapitän der Solbader Verbandsliga-Mannschaft in den vergangenen Monaten, sein Trainingsprogramm in erforderlichem Umfang und Intensität durchzuziehen. „Im Moment wird es nicht reichen, ich möchte in Cervia einfach einen guten Wettkampf machen“, sagt Steuer. Rund zehneinhalb Stunden: Das ist die Zeit, die er momentan für sich für realistisch hält. „Damit bin ich eine Stunde unter dem, was für eine Quali für Hawaii erforderlich sein dürfte“, weiß er. Der Dissener schaut schon weiter voraus: Für den Ironman in Frankfurt im Juli 2018 hat er sich bereits angemeldet, dort soll die Quali für die drei Monate später ausgetragene WM klappen.
Seinem Sohn hingegen traut Steuer bereits jetzt den Sprung nach Hawaii 2018 zu. Hegenbarth, inzwischen 22, präsentierte sich in der abgelaufenen Verbandsliga-Saison in starker Verfassung und befindet sich laut Steuer auch zurzeit in Top-form. Nach dem von Pleiten, Pech und Pannen gekennzeichneten Start im Juli in Frankfurt, wo ihm bei seinem ersten Ironman zwei Mal die Luft aus dem Schlauch entwich und er entnervt aufgab, will sich Hegenbarth jetzt in der Emiglia Romagna das eine Hawaii-Ticket sichern, das seiner Altersklasse 18 bis 24 zusteht.
„Man muss nicht nur fit sein, sondern auch Glück haben“
Eine Gesamtzeit von etwa neun Stunden wird dafür erforderlich sein, schätzt Steuer. Beim Schwimmen in der Adria sollte Hegenbarth möglichst unter einer Stunde bleiben, beim Radfahren, das zwei steile Anstiege beinhaltet, unter fünf Stunden. Für den Marathon durch Cervia auf einem vier Mal zu laufenden Rundkurs von gut zehn Kilometern hat sich der Solbader eine Zeit von etwa 3:15 Stunden zum Ziel gesetzt.
Spätestens seit den Erlebnissen in Frankfurt wissen Vater und Sohn allerdings genau, dass trotz monatelangen Trainings und akribischer Vorbereitung alles binnen weniger Sekunden vorbei sein kann. „Man muss nicht nur fit sein“, sagt Steuer, „sondern auch Glück haben.“ Am Samstag in Cervia soll es ihnen endlich hold sein. Damit der Traum von Hawaii wahr wird.