Weihnachtscrosslauf: So berichtet die Presse
Haller Kreisblatt v. 18.12.2017
Mittelstreckler hat den längsten Atem
Borgholzhausen . Die schönsten Weihnachtsgeschenke sind häufig die, mit denen man nicht rechnet. Erst am Donnerstag hatte sich Michael Wilms entschieden, in Borgholzhausen an den Start zu gehen. Sein Freund, den er eigentlich auf der Strecke unterstützen wollte, stieg vorzeitig aus. Nach 16 Kilometern war es dann der 30-Jährige von der LG Olympia Dortmund selbst, der im Ziel als Erster die Arme nach oben riss.
Wilms triumphierte in einem der spannendesten Finals, die der Weihnachtscross bei seinen mittlerweile 45 Auflagen erlebt hat. Mit dem zehnfachen Hermannslaufsieger Elias Sansar (LG Lage-Detmold/Bad Salzuflen) und Stanley Kogei vom SV Brackwede hatte er das Rennen lange Zeit dominiert. Vier Kilometer vor dem Ziel wurde aus dem Dreikampf ein Duell zwischen dem späteren Sieger und Sansar. „Ich habe mich bergab besser gefühlt als er. Es war ein harter Fight“, berichtete Wilms.
„Es ist eine große Ehre, gegen einen so großen Mann zu gewinnen“
Dass er im Schlussspurt auf der letzten Stadionrunde die besseren Karten hatte, war keine Überraschung. Wilms ist von Haus aus Mittelstreckenläufer – sein größter Erfolg: Platz zwei bei der DM 2012 über 3000 Meter Hindernis. „Es ist ein große Ehre für mich, gegen so einen großen Mann zu gewinnen“, sagte der Sieger in einer Zeit von 56:41 Minuten mit Blick auf Sansar (56:44 Min.).
Der Zweitplatzierte hatte seine Chance offenbar schon bei der Materialwahl verspielt. „Ich habe lange überlegt und mich dann für Cross-Schuhe entschieden. Damit fehlte mir auf den Bahn am Ende der Halt“, sagte der 37-Jährige, gab aber auch zu: „Michael war heute stärker als ich.“ Vereinsmeister des Ausrichters LC Solbad Ravensberg wurde Dirk Strothmann auf Platz vier.
Die mit Abstand schnellste Frau des Hauptlaufes kam vom TSVE Bielefeld. Stephanie Strate (Siegerzeit 1:07:00 Stunden) war nach eigener Aussage gar nicht bewusst, wie groß ihr Vorsprung auf Franziska Bossow (1:09:31) war. „Die Strecke war durch Matsch und Schnee sehr rutschig. Ich musste mich konzentrieren und habe nach vier Kilometern den Überblick verloren“, sagte die 26-Jährige. Unter ihrem Mädchennamen Fritzmeier hatte sie in den vergangenen Jahren auch schon beim Hermannslauf als Zweit- und Drittplatzierte weit vorne mitgemischt. Lokalmatadorin Sabine Engels musste sich mit Platz fünf zufrieden geben.
Hubert Kaiser, Vorsitzender des LC Solbad, hatte indes schon zu Beginn des Rennens ein seliges Lächeln auf dem Gesicht. „Ein tolles Bild“, schwärmte er beim Blick auf die scheinbar nicht enden wollende Läuferschlange im Ravensberger Stadion. Allein auf die 16-Kilometer-Distanz hatten sich über 700 Starter begeben. Insgesamt erreichten inklusive der Walker 951 Athleten das Ziel.
Westfalen-Blatt v. 18.12.2017
Auf der um 500 Meter umgeleiteten Weihnachts-Cross-Strecke siegt Wilms vor Sansar
Borgholzhausen (WB). So ein enges Finish wie zwischen Sieger Michael Wilms aus Dortmund und dem nach 2016 erneut auf den zweiten Platz verwiesenen Elias Sansar hat der Borgholzhausener Weihnachts-Cross wohl noch nicht erlebt. Nach diesmal wegen unüberwindbarer Wasserhindernisse auf den Wiesen ausgedehnten 16,5 Kilometern spurtete Wilms dem ostwestfälischen Spitzenläufer Sansar erst im Stadion davon.
Wegen der (erwarteten) Abwesenheit des Vorjahressiegers Amanal Petros sprach eigentlich alles dafür, dass Sansar an seinen Erfolg von 2015 anknüpfen würde. Wilms, der für Olympia Dortmund startet und 2012 Deutscher Vizemeister über 3000 Meter Hindernis war, hatte sich spontan erst am Donnerstag angemeldet, um einem Vereinskollegen bei der Tempohatz über Stock und Stein, Schnee und Matsch zu assistieren.
Als der auf der Strecke passen musste und ausstieg, nahm Wilms das Duell mit Sansar gerne an. Das Duo lieferte sich fortan ein enges Rennen, bei dem nur der spätere Dritte Stanley Kipkogei einigermaßen mithielt. »Bergauf hatte ich die größeren Probleme, bergab merkte ich, dass ich dranbleibe«, beschrieb Wilms die verschiedenen Teilabschnitte, die oben auf dem Teuto-Kamm über plattgewalzten Schnee führten. »Es ist eine Ehre, gegen Elias zu gewinnen«, zollte er seinem Gegner großen Respekt.
Dem hatte der auf seine Standard-Treter setzende Wilms beim Spurt auf der Tartanbahn im Stadion aber eine Kleinigkeit voraus. »Ich habe mich für Cross-Schuhe entschieden«, erklärte Sansar den Unterschied. Im Gelände habe ihm die Schuhwerkwahl zwar geholfen. »Aber am Schluss habe ich mit denen keinen Druck mehr drauf gekriegt.«
Welche Schlammschlacht die hart am 1000-Teilnehmer-Limit startenden Crossläufer schlugen, verrieten auch die verdreckten Siegerbeine von Stephanie Strate. Unter ihrem Mädchennamen Fritzemeier hat sich die 26-Jährige mehrfach als Zweite und Dritte in die Bestenliste zum »Hermann« eingetragen. In Borgholzhausen hängte die schnelle Frau vom TSVE sowohl Franzi Bossow als auch ihre Vereinskameradin Ilka Wienstroth ab. »Ich hatte den Überblick verloren, weil ich mich so auf die Strecke konzentrieren musste«, erklärte Strate.
Wie Elisas Sansar musste sich auch 10-km-Spezialist Ingmar Lundström in dem Bielefelder Patrick Boehme einem deutlich Jüngeren und Schnelleren beugen, der bei einer Minute Vorsprung auf den Isselhorster nach wenigen gemeinsamen Kilometern davonrannte. Lundström nahm’s sportlich und machte vor dem Zieleinlauf aus dem Wettbewerb einen Familienevent, als er mit seinen auf ihn wartenden Kindern Arne und Emma durchs Ziel lief.
Eine Szene mit Symbolcharakter für eine anspruchsvolle Laufveranstaltung, die bei allem sportlichen Ehrgeiz ihren beschaulichen Charme angesichts der vielen Hobbyläufer nicht verloren hat. So joggte Bürgermeister Dirk Speckmann mit seinen Kindern los, um im Ziel schnaufend zugeben zu müssen, dass er mit dem Nachwuchs im Schlussspurt nicht mehr mitkomme.
Einer hatte es gestern blitzmäßig eilig. Der 16-jährige 5-km-Sieger im Nachwuchslauf, Florian Bochert (TSVE), flitzte in starken 17:04 Minuten so leichtfüßig über das tückische, von den Solbad-Helfern im Tage langen Einsatz bemerkenswert gut präparierte Geläuf, dass selbst Udo Lange auf seinem Führungs-Mountainbike da nicht mehr mitkam. »Ich musste abkürzen«, berichtete der Streckenführer auf zwei Rädern.
Bei den Mädchen gewann Solbad-Talent Malin Bruhns. Früher im Ziel war allerdings Rebecca Laumeier. Die Harsewinkelerin hatte sich aus Versehen gleich um 11 Uhr dem 16-km-Feld angeschlossen, anstatt um 11.15 Uhr wie geplant bei den Jedermännern mitzulaufen. »Als ich auf der Strecke an den 5-km-Schildern abgebogen bin, habe ich mich schon gewundert, dass ich da ganz alleine war«, gab die Hobbyläuferin lachend zu. Erst im Ziel klärte sich das Missverständnis auf.